Es kommen Menschen, die bleiben. Es kommen Menschen, die dann wieder gehen. Es kommen Menschen, die bleiben, obwohl ich nicht will. Es kommen Menschen, die gehen, obwohl ich nicht will. 

So beschreibt sich das Leben als ein Flickwerk von Begegnungen mit Menschen. Im Moment der Begegnung setzt ein Mensch ein Zeichen, das der andere zu deuten vermag.

Einen Teil der Reise gehen wir dann gemeinsam. Nicht immer offensichtlich. Nach einer Weile stehen wir an einer Gabelung und die Wege trennen sich. Wir bahnen unsere eigene Richtung, werden von Kindern zu Architekten, Biologen, Chemikern bis hin zu Zahnärzten. 

In der gemeinsamen Zeit hegen wir gegenseitige Erwartungen. Wir erwarten Verständnis, Rücksicht, Toleranz, Liebe, Akzeptanz, Meinungen, Ratschläge, Hilfe, Unterstützung, Gehör, Mitleid und vor allem die Welt, und zwar die ganze. 

Und hier begegnen wir einem Widerspruch. Wir hegen Erwartungen und wollen diese erfüllt wissen. Wir planen Erwartungen, setzen diese fest. Wir erwarten, dass diese Erwartungen erfüllt werden und warten… Werden unsere Erwartungen erfüllt, setzen wir ganz einfach neue. Erwartungen gehen uns selten aus!

Der Widerspruch ist, dass wir Erwartungen an unser Gegenüber nicht planen können. Oder nicht sollten? Oder nicht dürften?

 

Leben heisst Veränderung. Das bedeutet, dass wir unsere Erwartungen den Umständen anpassen sollten. Leider entgeht uns diese Tatsache manchmal. Wir entwickeln uns, doch unerfüllte Erwartungen bleiben standhaft. Diese tragen wir wie offene Rechnungen mit uns und zögern auch nach Jahren nicht sie zu aktivieren, wenn der Moment sich bietet.

Nun ist es nicht einfach, Erwartungen abzustellen. Erwartungen sind der innere Antrieb.   Sprechen wir über unsere Erwartungen werden sie zu offenen Anliegen. Sie werden begreifbar. Und dies nicht nur für das Gegenüber. Im Moment, in dem wir die Erwartung zu einem Anliegen formen, erkennen wir uns selbst ein bisschen besser – im Spiegel des Gegenübers. 

Wollen wir Erwartungen hegen, sollten wir sie für unser Gegenüber begreifbar machen. Wollen wir Anliegen offen legen, so sollten diese den Umständen entsprechend geschehen. Anliegen und Erwartungen sollten die Möglichkeit der eigenen Veränderung und die des Gegenübers würdigen. 

Vielleicht werden Erwartungen dann planbar?

Formulieren wir doch unsere nächsten Erwartungen zuerst als Anliegen an uns selbst!

 

Reflexionsfragen: 

Welche meiner Erwartungen wurden nicht erfüllt?

Welche Erwartungen habe ich an mein Verhalten?

Wie stehen meine Erwartungen zu meiner eigenen Veränderung?

Wie würdige ich meine eigene Veränderung?

Wie würdige ich die Veränderung meines Gegenübers?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor

angela@caleidoscoop.ch

Verwandte Beiträge

Grenzenfreiheit

„Ich will frei sein!“ oder “ Ich will meine Freiheit, alles zu tun, was und wie ich es will!“ … und solche...

Alles lesen

Im Schatten stehen

Wie viel Schatten verträgt mein Schaffen? Diese Frage stelle ich mir bei jeder neuen Idee. Jeder Mensch verfügt über eine einmalige Einzigartigkeit...

Alles lesen

Der Wille der Natur

Jean-Jaques Rousseau (1712-1778) schrieb: „Alles, was aus der Hand des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen der Menschen.“ Sind...

Alles lesen

Eine Geschichte über Führung

Es treffen sich vier Persönlichkeiten: ein Schiffskapitän, ein Lokomotivführer, ein König und ein Schafhirte. Sie bemerken schnell ihre Gemeinsamkeit: alle vier leiten...

Alles lesen

An der Schwelle

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein grosser für die Menschheit. (Neil A. Armstrong) Nun...

Alles lesen

Dein Goldfischglas

Ein Fisch wächst und entwickelt sich so, wie es ihm sein Lebensraum vorgibt. Konkret heisst das: wenn der natürliche Lebensraum eines Fisches...

Alles lesen