Dass heute oberes Management und Narzissmus im selben Satz verwendet werden, verwundert wenig. Der Autor zeigt neben den theoretischen, historischen Ausführungen zum Bild einer narzisstischen Person und der Arbeitsweise in der wettbewerbsstarken Wirtschaft auf, wie eine solche Tendenz in der aktuellen Auffassung einer erfolgreichen und leistungsorientierten Organisation ihren Platz gefunden hat, gelebt und ausgeweitet wird. Dabei unterstreicht er, wie wichtig Supervision und Coaching im Kontext narzisstischer Führung für den Leader, die Mitarbeitenden und die Kultur eines Unternehmens sein kann.
Schneck beschreibt in vier Kapiteln, wie narzisstische Persönlichkeiten erkannt werden, welche Ausprägungen im Zusammenhang mit Narzissmus auftreten und lässt den systemischen Kontext nicht ausser Acht. Ein Narzisst agiert nicht autonom; für seine Existenz braucht diese Persönlichkeit ein komplementäres Gegenstück, das ihn wachsen lässt und zulässt, sich selber in das geschaffene System einzufügen. Handlungsweisen und Kultur einer narzisstisch geführten Unternehmung weisen früher oder später ausgeprägte Spuren auf.
Doch der Autor bleibt nicht auf der theoretischen Ebene stehen sondern taucht praxisnah ins Eingemachte. Mit seinem Erfahrungsschatz werden Herangehensweisen, Ziele und Methoden erläutert, wie ein Manager und die von ihm geführten Personen zu mehr Selbstkenntnis und Reflexion bewegt werden. Reflexion aber auch für den Coach, denn keine Begegnung mit einem Narzissten lässt ihn unberührt.
Empfehlenswert, weil mancher Coach bereits Bekanntschaft mit einem Narzissten gemacht hat oder in solchen Systemen arbeitet. Im kompakten Umfang findet der Coach hilfreiche Ansätze für seine Arbeit.
Christof Schneck, Coaching und Narzissmus
ISBN 978-3-662-53945-3
Rezension erschienen im bso Journal