Manchmal radikal, streng, ultimativ, dann wieder philosophisch, öffnend, ermöglichend. Arnold macht in seiner Vielfalt den Spannungsbogen der Daseins-Zustände mittels aussagekräftiger Metaphern aus Philosophie, Literatur, Anthropologie und Neurobiologie für den introspektiven Leser erfass- und erfahrbar.
Mit den verschiedenen Perspektiven auf die Facetten des Lebens und das Verständnis, was denn das Leben zu sein scheint, erfährt der Leser von den schwindenden Optionen und der Polarität, in der er steckt: auf der einen Seite Sicheres, Dagewesenes loszulassen und auf der anderen Seite noch einmal zu einem neuen, unbekannten Horizont aufzubrechen, denn die Reise ist nicht zu Ende und sie birgt noch Erstaunliches.
Es geht um Abschied und um Aufgaben bis zum Abschied und um Entwicklung in den Aufgaben bis zum Abschied. Die Bühne für sich vorzubereiten, um die verbleibenden Akte sorgfältig in Szene zu setzen. Ein Drehbuch zu schreiben, das wir bewusst mit losen Enden besetzen werden. Nicht jede Frage beantwortet haben werden, um sie für die nach uns offen zu lassen, ohne zu wissen, ob sie jemals jemand zu beantworten vermögen wird oder wollen wird.
Die Zeilen in diesem Buch laden uns ein, das Lebendige in uns, in jedem von uns, zu bewundern. Und kommt es einem so vor, dieses Buch gegebenenfalls ‚zu früh’ gelesen zu haben, so bleibt der Inhalt, der er ist, und er eröffnet sich einem beim wiederholten Lesen – nach 5 Jahren, nach 10 Jahren –wieder aufs Neue. So entdeckt der Leser die Option, sich selber mehr und mehr loszulassen, um das geworden zu sein, was echt ist.
Rolf Arnold, Es ist später, als du denkst
ISBN Print: 978-3-0355-0742-3
Rezension erschienen im bso Journal