Dem Autor gelingt ein Plädoyer für die Wichtigkeit der Rollen anstelle der mit Funktionen verbundenen Titel in einer Organisation. Erfolgreich vergleicht er das Werden der Organisation und der Individuen mit der adaptiven Evolution auf die Umwelt, den Bedingungen und deren Anforderungen ohne die eigene Identität zu verlieren.
Die neue Sichtweise des Autors auf bekannte Konzepte verleihen ihnen in einer Zeit volatiler Bedürfnisse eine Art neuer Reife auf der Basis eines tieferen, gelebten Verständnisses von Hierarchie. Die Beispiele des Autors sind treffliche Empfehlungen ohne Anspruch auf Richtigkeit. Sie geben Rahmen für ein Spiel, dessen Regeln gemeinsam im erlebten Prozess bestimmt werden. Die Organisation setzt Prinzipien fest, werden Prozesse und Rollen jeweils neu erfunden oder den Zielen angepasst. Dabei scheint ein Prinzip immer wieder zu greifen: „In der Holakratie bleibt jedes Element sowohl ein Teil als auch ein Ganzes.“
Wo in klassischen Konzepten reibungsloses Ablaufen von Flussdiagrammen ein Organisationsziel war, sind in der Holakratie Spannungen zwischen den Rollen willkommen. Diese Signale gelten als Entwicklungspotenziale der Rollen, Funktionen und der Organisation.
Mit der Rolle des Facilitators, der eine mediative und moderierende Funktion im Holakratie Prozess übernimmt, hält der Supervisionsgedanke endgültig Einzug in die Wirtschaft. Somit bekommt die Diskussion nach den Kompetenzen und der Handlungsweise interner Berater neue Perspektiven.
Holakratie kann als eine soziale Methode der Führung, des Umgangs miteinander und der organisatorischen Arbeitsweise aufgenommen werden. Eigenes Erleben bleibt die Grundlage einer gesunden Organisationsentwicklung und das Heranwagen an diese revolutionäre Haltung kann unerwartete Potenziale auslösen. Vorsicht ist geboten: Kreativer, sinnstiftender Freiraum beflügelt ungeahnte Ressourcen in der Organisation – ein treibender Boden für Ideen, Talente und Visionen.
Brian J. Robertson, Holacracy – ein revolutionäres Management-System für eine volatile Welt
ISBN 978-3-8006-5087-3
Rezension erschienen im bso Journal