Menschen ändern sich, ihre Gewohnheiten nicht. 

Der Mensch untersteht der Macht der Veränderung und leider auch der Macht der Gewohnheit. Diese beiden Kräfte sind einander so nahe wie sie einander gegensätzlich sind. Der Mensch pendelt in seinem Sein zwischen Beständigkeit und Entwicklung in neuen Richtungen. Wie Jean Piaget (1896-1980, schweiz. Erziehungswissenschaftler und Verhaltensforscher) meinte, dass der Mensch in der ständigen Adaption seiner Wahrnehmung der Umwelt sei auf das Bild, das er in sich trägt. In der ständigen Korrektur einer Wahrnehmung, um die Strukturen wie gehabt leben zu dürfen, um nicht aus den Fugen der Gewohnheit zu geraten. Die Bemühungen, alles so beizubehalten wie es zu sein bestimmt scheint. Denkmuster, Verhaltensweisen. Kurzum: seine Gewohnheiten anzubehalten wie das Lieblingspaar Turnschuhe, zwar bequem aber durchgelaufen.

So lange der Mensch physisch wächst, ist er gezwungen, sich neue Schuhe anzuziehen bzw. sich neue Verhaltensweisen anzueignen. Doch was passiert, wenn der physische Wachstum für einen Moment innehält? Der Mensch gewöhnt sich rasch an die Schuhe, die er trägt. Sie drücken nicht und haben sich an die Form der Füsse angepasst. Der Mensch hat sich sein Umfeld seiner geistigen Sichtweise gefügig gemacht. Ungeachtet dessen, wie diese Schuhe an seinen Füssen aussehen; sie sind da und bleiben da. Auch wenn sie Löcher und lose Stellen aufweisen, in den Augen des Besitzers sind diese Schuhe weiterhin die schönsten, weil sie bequem sind. Oder sind sie bequem, weil sie in den Augen des Betrachters schön erscheinen?

Da der Mensch erwiesenermassen sich selbst, gewollt oder eben nicht, sich auch verändert, stellt sich nicht die Frage, ob er seine Umwelt und sein Bild der Welt beibehalten will. Der Mensch in der Veränderung ist, bleibt und wird sein. Also ein Ja zum Sein in der Veränderung. Im Moment, in dem sich alles sehr schnell bewegt, soll der Mensch das im Auge behalten, was fix bleibt, um sich daran zu orientieren. Doch die Fixpunkte sind nicht mehr als eine Orientierung. Die Veränderung wird auch den Menschen einholen und ihn auf seiner Reise begleiten. 

Es ist eine Illusion zu glauben, der Mensch verändere sich nicht, wenn sich das Umfeld verändert. Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Schuhe bequem bleiben, wenn der Mensch sie nur anbehält. Wenn der Boden sich unter den Füssen des Menschen verändert, werden die einst bequemen und durchgelaufenen Schuhe womöglich zur Gefahr. Der Mensch und sein Umfeld verändern sich. Gewohnheiten geben einen Teil der Sicherheit und den Halt, wenn alles um einen herum eine neue Form erhält, wenn die Veränderung versucht, dem Wesen seine Form überzustülpen.

Also, was bleibt ist die Veränderung: 

  • Mit welchen Schuhen gehe ich auf diese Reise?
  • Zu welchen Wegen befähigen mich die Schuhe, die ich nicht abziehen will?
  • Wenn ich in der Veränderung bleibe, wer passt sich dann wem an? Meine Füsse dem Boden oder den Schuhen? 
    Oder die Schuhe dem Boden oder der Boden den Schuhen?
    Oder der Boden den Füssen?

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